Einleitung zur Reiseroute: Erste Weltkrieg


Fast ein Jahrhundert nach seinem Ausbruch ist der Erste Weltkrieg immer noch tief in der kollektiven Erinnerung der Menschheit verankert wie nur wenige geschichtliche Ereignisse der Vergangenheit. Der in seiner Entwicklung außerordentlich grausame „Große Krieg” verbreitete von 1914-1918 auf der ganzen Welt Angst und Schrecken: Nicht durch die Beteiligung von Millionen Soldaten und Zivilisten hinterließ der Tod seine Spuren, sondern auch durch den Einsatz neuer grausamer Waffen, die für die Verwüstung des Landes sorgten. Der Erste Weltkrieg bleibt in der Erinnerung verankert nicht nur durch die Ungerechtigkeit, die Frustration und den Keim, den er für neue Kriege in und außerhalb Europas aussäte, sondern vor allem dadurch, dass er regelrecht eine Kampfkultur erschuf, eine Kultur des Krieges, des Hasses und der Barbarei.

An die Rolle der italienischen Front in diesem schrecklichen Krieg erinnert sich der Rest Europas fast ausschließlich durch die Schlacht und anschließende Niederlage von Karfreit (ital. Caporetto). Die Geschichtsbücher berichten von den Taktiken und Strategien der Generäle, die hier im Einsatz waren, zahlreiche Statistiken existieren über die Anzahl der Toten, Verletzten und Kriegswitwen.

In den italienischen Regionen Friaul-Julisch-Venetien und Veneto und den angrenzenden Regionen in Österreich und in Slowenien ist der Krieg jedoch noch viel traumatischer in der Erinnerung der Menschen geblieben: In den Orten der Grenzregionen zerbrachen viele Familien am Krieg, die Kämpfe nagten außerdem an den Ressourcen des Gebiets. Hier stießen in neunundzwanzig langen Monaten zwischen Mai 1915 und Oktober 1917 die Truppen der italienischen und österreichisch-ungarischen Monarchien aufeinander. Genau hier fand der Großteil der grausamen Schlachten statt, in denen mehr als eine Million junge Männer aus unterschiedlichen Regionen des italienischen Königreichs und des Kaiserreichs Österreich-Ungarn getötet wurden. Die Julischen und Karnischen Alpen waren stark betroffen, vor allem aber die Karstregion, in der in zwölf blutigen Schlachten gekämpft wurde. Das italienische Militär nutzte das Flachland des Karst anfangs als Nachschubgebiet, anschließend wurde es zum Territorium der Offensive der österreichisch-deutschen Truppen. Auf der Hochebene von Asiago und auf dem Monte Grappa wehrten die Verteidiger der Alpen in der Zwischenzeit die rabiaten Angriffe der Österreicher ab.

Nach der Niederlage von Karfreit und dem anschließenden Rückzug der italienischen Truppen verschob sich die Front an den italienischen Fluss Piave, wo in drei großen Schlachten weitergekämpft wurde: der „Schlacht des Stillstands”, durch die die Österreicher blockiert wurden; der „Schlacht der Sonnenwende“, der letzten großen Offensive durch den Feind, durch den tapferen Widerstand der italienischen Soldaten beendet, und in der darauf folgenden „letzten Schlacht“ von Vittorio Veneto, die schließlich zum italienischen Sieg und zum Waffenstillstand führte.

Der Krieg veränderte das Leben der Menschen und das gesamte Karstgebiet immens. An den Orten, die durch die geschichtlichen Ereignisse bekannt wurden, häufen sich noch immer die Spuren und Zeugnisse des Mutes, der Hartnäckigkeit und des Opfergeistes derjenigen, die einberufen wurden, um in diesem Krieg, der in der Geschichte der Menschheit einging, zu kämpfen. Die Überreste von Befestigungsanlagen und Unterständen, von Schützen- und Laufgräben, Geschützstellungen, Gedenkstätten, Friedhöfen, Denkmälern und Museen - all dies sind Zeichen der Erinnerung, die Emotionen wieder aufleben lassen, wie auch die Hoffnungen und Ängste derer, die an den grausamen Kämpfen beteiligt waren.


bibliographische Hinweise


Texte Enza Chiara Lai


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M.Mantini, Da Tolmino a Caporetto lungo i percorsi della grande guerra tra Italia e Slovenia, Udine 2006
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L.Cadeddu-F.Castagnoli, Guida illustrata alla scoperta del Monte Grappa nella Grande Guerra: itinerari, musei, storia e personaggi, Udine 2008