Der Weg: Provinz Gorizia

Das regionale Naturschutzgebiet Foce dell’Isonzo


Das regionale Naturschutzgebiet Foce dell’Isonzo (welches sich von den Julischen Alpen, nach Slowenien bis hin zum Golf von Triest zwischen Monfalcone und Grado erstreckt)...

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Das regionale Naturschutzgebiet Foce dell’Isonzo


Das regionale Naturschutzgebiet Foce dell’Isonzo (welches sich von den Julischen Alpen, nach Slowenien bis hin zum Golf von Triest zwischen Monfalcone und Grado erstreckt) besteht seit 1996 und umfasst eine Fläche von 2.406 Hektar auf dem Festland und zusätzlich 1.151 Hektar auf dem Wasser. Das Gebiet des Reservats liegt in den Kommunen Staranzano, San Canzian d'Isonzo, Grado und Fiumicello. Es umfasst neben der Isola della Cona und dem Quarantia Kanal auch den Fluss Caneo und die Ortschaft Alberoni.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war das gesamte Gebiet stark durch die wilde Natur in Form von Moor- und Waldvegetation geprägt, außerdem durch seine vielen Quellen und den Kanal Quarantia, der die Isola della Cona vom Festland trennt. Während des zwanzigjährigen Faschismus wurden dann wichtige Landschaftsarbeiten durchgeführt, um das Ackerland fruchtbar zu machen. Erst im Jahr 1976 begann die allmähliche Trockenlegung der Sumpfgebiete, die auch die Überschwemmung der Insel Isola della Cona vorsah. 1996 wurde das Gebiet zum Naturreservat erklärt. Heute stellt es eines der interessantesten Naturgebiete Italiens und das nördlichste Feuchtgebiet im Mittelmeerraum dar.
Auf der Isola della Cona befindet sich das Besucherzentrum, eine charakteristische Hütte aus Holz und Schilf, die nach dem Modell der Häuser der Lagune erbaut wurde. Von hier aus gehen diverse Wanderwege für Naturliebhaber ab. Das größte der Observatorien im Gebiet ist das Observatorium „della Marinetta“ auf drei Etagen. Es dominiert den Abschnitt des „Ripristino“ („Neustart“). Im Erdgeschoss, in dem man sich unterhalb der Lagune befindet, kann man durch wasserdichte Fenster beobachten, was sich unter Wasser im Weiher abspielt. Vom ersten und zweiten Stock aus erhält man zudem einen atemberaubenden Ausblick auf das Panorama des Reservats. Die Besonderheit des Gebietes ist seine hohe Artenvielfalt: Die sumpfige Umgebung bietet verschiedene Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten. Wilde Strände und Lagunenbänke sind von Sumpfgebieten durchzogen. Ein kleiner Waldweg, genannt „Bosco Grande“ („großer Wald“) ist der kleine Rest dessen, was die Römer „Silva lupanica“ nannten. Bei Ebbe kommt der sandreiche Meeresboden ans Licht. Er bietet Schutz und Nahrung zugleich für viele hier ansässige Vogelarten. Auf den Sandbänken (geschützte Gebiete mit geringer Vegetation und nur in Ausnahmefällen bei starker Flut unter Wasser stehend) lebt zwischen Seeschilf und Strandflieder der große Bachvogel (das Symbol des Naturreservats). Auch der Graureiher findet hier Schutz und Unterschlupf vor tag- und nachtaktiven Greifvögeln. Die mit spärlicher Vegetation bedeckten Sandbänke sind außerdem optimale Rastgebiete für Kormorane und Möwen. In den stärker erhobenen „Inseln“ entwickeln sich dichte Gebüsche zu eleganten Weiden. Die Vielfalt der natürlichen Umwelt spiegelt sich in der großen Anzahl der hier ansässigen Pflanzenarten wider. Ganz besonders typisch für das Süß-, Brack- oder Salzwasser sind die Pappeln, Erlen und weiße Weiden. Entlang des Gebietes hat sich in den trockeneren Zonen zwischen Damm und Fluss eine durch den Wald charakterisierte Vegetation entwickelt. Im Gegensatz dazu gibt es andere Zonen, in denen Röhricht wächst, bedingt durch die Zusammenkunft des Süßwassers des Flusses aus Richtung Norden und des Salzwassers aus Richtung Süden. Dieses Gebiet ist normalerweise überschwemmt. Die spezifischen Umwelteigenschaften des Reservats bieten einen idealen Lebensraum für die Fortpflanzung oder die Rast vieler Tierarten: der Kaiseradler, der Seeadler, der Eleonorenfalke, der Stelzenläufer, die Rohrweihe, der Höckerschwan und der Purpurreiher sind nur einige Beispiele für die vielen Vogelarten, die es hier gibt.
Die Fauna des Reservats weist eine große Anzahl an Säugetierarten auf, wie Reh, Fuchs, Dachs, Wildschwein und Hase, sowie zahlreiche Nagetiere und Insektenfresser. Außerdem gibt es hier viele verschiedene Amphibien, wie Frösche, Ratschen, Kröten und Molche; darüber hinaus einige Reptilien, wie die Wasserschildkröte, verschiedene Wassernattern und die Smaragdeidechse. Im Jahre 1991 hat sich im Reservat auch das Camargue-Pferd angesiedelt, eine antike Pferderasse, die in freier Wildbahn gezüchtet wurde und ursprünglich aus dem Rhone Flussdelta (Südfrankreich) stammt. Das Camargue-Pferd ist klein und robust und ist mit seinem hellen Fell und dem großen Huf optimal angepasst an das Leben im feuchten Klima. Es ernährt sich vorwiegend von Schilf- und Sumpfgräsern. Genau diese letzte Eigenschaft trägt zur Eindämmung des Wachstums von starkwachsenden und weitverbreiteten Pflanzen bei, die wichtig zur Erhaltung des Reservats sind. Das Vorkommen dieser Pferdeart in diesem Gebiet ist auch mit der Legende des Geografen Strabone verknüpft. Darin heißt es, dass hier Diomede, der Mann von Thrakien, die weißesten Pferde für die Göttin Diana heranzüchtete.
Zu den Einrichtungen im Reservat zählt das Museum „Museo della Papera“ mit seiner kleinen, aber interessanten Ausstellung. Sie berichtet über die uralte Beziehung zwischen Mensch und Ente. Es gibt hier eine Route, die die Zeit von der Antike bis zum heutigen Tag Revue passieren lässt. Das Reservat ist in mehrere Themenbereiche gegliedert, in denen sich Tradition und Moderne miteinander verbinden, beispielsweise durch seine heutige Artenvielfalt und die im Museum aufgezeigten antiken Jagdtechniken. Im Museum befindet sich außerdem ein leistungsstarkes Teleskop, das bestens geeignet ist für die Beobachtung der ansässigen Fauna.


Naturschutzgebiet Riserva naturale regionale dei laghi di Doberdò e Pietrarossa


Das Naturschutzgebiet Riserva naturale regionale dei laghi di Doberdò e Pietrarossa (welches eine Fläche von 727 Hektar aufweist...

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Naturschutzgebiet Riserva naturale regionale dei laghi di Doberdò e Pietrarossa


Das Naturschutzgebiet Riserva naturale regionale dei laghi di Doberdò e Pietrarossa (welches eine Fläche von 727 Hektar aufweist) befindet sich am westlichen Rand der Karsthochebene. Diese wird durch zwei teilweise von Seen getrennten Senken charakterisiert. Der „Lago di Doberdò“ (der seinen Namen dem slowenischen dober dob für „gute Eiche“ verdankt) stellt eines der wenigen europäischen Beispiele für einen großen, natürlichen See dar. Es heißt, dass die vorhandenen Flüsse als Ein- und Ausflüsse des Karstteichs fungieren. Der Regen und die zuströmenden Flüsse dienen zur Neubefüllung des Sees mit Wasser, während die Abflüsse zur Erdabsorption (insbesondere durch unterirdische Hohlräume) und Verdunstung beitragen. Der Wasserspiegel variiert stark aufgrund der Wasserführungen der Flüsse Vipacco und Isonzo; in den Zeiten von Niedrigwasser ist daher der Wasserspiegel stark abgesunken, sodass sich die Wasserflächen in eine Moorlandschaft verwandeln. Gemäß der Jahreszeiten und der Regenfälle kann die Wasserfläche in nur ein paar Tagen zwischen 80 m² (während der Trockenperioden, laut Statistik im Februar und Juli) und 400.000 m² (in Zeiten von Hochwasser, laut Statistik im Oktober und Juni) variieren.
Die Besonderheit dieses Phänomens hat zudem die Biodiversität von Tieren und Pflanzen beeinflusst. Diese Biodiversität manifestiert sich durch die Koexistenz verschiedener Lebensräume, wie Heide- und Buschlandschaften und die unterschiedlichen Wasserlebensräume im Karstgebiet. Die Flora ist typisch für den Karst: Moorvegetation (der Boden des Sees ist von einer dichten Schlammschicht bedeckt, welche sich aus verschiedenen Arten von Gräsern, Stroh und Sumpf bildet), Haselnusssträuche, Weißdorn, Kornelkirsche, Holunder, Weidenbäume und Pappeln. Diese hohen Bäume sind außerdem ein optimaler Zufluchtsort für Spechte, darunter auch der seltene Kleinspecht. Im Winter dient das Wasserareal als wichtige Raststation für verschiedene Arten von Zugvögeln, wie beispielweise dem Weißstorch und dem Fischadler. Außerdem stellt das Gebiet auch einen Lebensraum für viele verschiedene Säugetierarten dar: von den „normalen“ und „häufigen“ Arten, wie Rehe, bis hin zu sehr seltenen und schwer zu observierenden Arten, wie dem Goldschakal (die einzige Spezies, die nicht nur exklusiv in Afrika lebt, sondern sich auch mit einheimischen Hunderassen vermischt hat). Der zweite See, der „Lago di Pietrarossa“, ist ein weiteres europäisches Beispiel eines großen, natürlichen Sees. Seine Besonderheit ist, dass sich sein Wasser lediglich aus den Wasserzuflüssen aus Quellen und Regenwasser zusammensetzt; keinerlei Flüsse enden in ihm oder fließen in ihn hinein. Versteckt, schwer zu erreichen und schon fast mysteriös befindet sich dieser See auf einem langgezogenen Schwemmlandabschnitt. Die Quellen, aus denen die Bäche entspringen, die das gesamte Gebiet versorgen, liegen im nordwestlichen Teil des Sees, während sich im südöstlichen Teil des Sees die abfließenden Bäche erstrecken. In unmittelbarer Nähe befinden sich Weidenbaumwälder.
Das Gebiet ist letztendlich auch sehr von archäologischem Interesse, da es die Überreste von verschiedenen Fluchtburgen, Befestigungsanlagen aus dem Bronzezeitalter (ca. 2000 – ca. 1000 v. Chr.), Ringmauern aus Trockenmauerwerken und Kulturdenkmalen erster Behausungen des Karstgebiets umfasst. Während des Ersten Weltkriegs veränderte sich die prähistorische Fluchtburg Castellazzo stark: Im Gemäuer wurden Schutzräume und Beobachtungsplätze für Artillerie errichtet, während auf dem Platz Laufgräben und Höhlen ausgehoben wurden.
Die Fluchtburg von Vertace, die das große Tal von Doberdò beherrschte, war eine der größten im Karst, mit einem mehr als einen Kilometer langen, äußeren Erdwall. Leider ist auch dieses Gebiet, wie viele andere Gebiete des Karsts, durch die militärischen Aushebungen und Bombardements des Ersten Weltkriegs zerstört worden, nicht zuletzt dadurch bedingt, dass diese Fluchtburg einen Teil der damaligen Kriegsfront darstellte. Die Überreste von Schützengräben und anderer Kriegsinfrastruktur lassen sich noch heute im gesamten Gebiet entdecken.


Naturpark von Plessiva


Der Naturpark von Plessiva verteilt sich über 33 Hektar Wald und liegt hinter dem Berg Quarìn in unmittelbarer Nähe (ca. 20 km)...

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Naturpark von Plessiva


Der Naturpark von Plessiva verteilt sich über 33 Hektar Wald und liegt hinter dem Berg Quarìn in unmittelbarer Nähe (ca. 20 km) zur slowenischen Grenze. Während des Zweiten Weltkriegs stellte das Gebiet eine Art Pulverlager dar, das entlang der ehemaligen Militärstraßen verlief. Noch immer gibt es Überreste aus dieser Zeit zu sehen, darunter die Zementfundamente der Kasematten, die zur Lagerung der Sprengstoffe dienten. Das riesige Gebiet wurde 1983 von der Autonomen Region Friaul-Julisch-Venetien in einen Erholungsnaturpark umgewandelt. Der Park hat zwei Eingänge: Entweder gelangt man in ihn durch das Preval-Sumpfgebiet, das den wellenförmigen Verlauf des Collio schneidet und in welchem die Überreste von Pfahlbauten gefunden wurden. Zum zweiten Eingang gelangt man vom Zentrum von Cormons (auch: Kremaun) aus, den kleinen charakteristischen Ort Subida hinter sich lassend, der bekannt ist für seine kleine Waldkirche und zahlreiche Bodenschätze.
Die Kirche des Ortes einer Sage nach erbaut: Man sagt, dass am 23. Juli 1597 ein Bauer seine Ochsen stoppen und sich hinknien sah. Sie schauten in Richtung eines Kruzifixes, das begann Blut zu weinen. Der Bauer war dabei nicht der einzige Zeuge dieses Wunders gewesen, aber er war es, der das Kruzifix darauffolgend sofort zur nächsten Kirche brachte. Aber auch wenn es in der Kirche eingeschlossen war, so kehrte das Kruzifix jeden Abend an seine Fundstelle zurück. Für die Menschen war klar, dass dies bedeutete, dass Christus dort bleiben sollte, wo er aufgefunden worden war. Demnach wurde beschlossen, genau an diesem Ort eine kleine Kirche zu errichten, in der an Feiertagen die Messe in friaulischer Sprache und auf Slowenisch abgehalten wird. Außerdem kommen auch die Cormonesi jeden Freitag in der Fastenzeit zur Kirche, um den Kreuzweg Via Crucis zu besuchen. Ein Netz aus Wanderwegen, Stegen, Holzbrücken und Stufen erlaubt es, den Wald von Plessiva zu durchqueren. Dieser ist besonders durch viele Eichen, Robinien mit hoher Sprossachse und Kastanienbäume gekennzeichnet, die sich seit der Zeit der Römer in verschiedenen Größen miteinander kreuzen, sowie seine wunderschönen Sommereichen. Im Unterholz wächst hingegen der stechende Mäusedorn, Haselnusssträucher, Brombeersträucher und Wacholder. Die Fauna betrachtend gibt es hier viele typische Tierarten für die Region, wie Reh, Fuchs, Dachs, Hase, Fasan und sogar einige Exemplare der notorisch kämpferischen, aggressiven Wildkatze.
Das Gebiet bietet neben imposanten Bäumen auch Weinberge (in unterschiedlicher Entfernung voneinander) und außerdem kreisende Bussarde, Turmfalken und Sperber.
Darüber hinaus gibt es hier zahlreiche schöne Hügellandschaften mit kultivierten Weinbergen, in denen die Trauben für die edlen Weine des Collio-Weingebiets DOC angebaut und geerntet werden.


Das Naturreservat von Val Cavanata


Das Naturreservat von Val Cavanata („Riserva Naturale della Val Cavanata“) liegt im östlichsten Teil von Grado. Es wurde einst gestaut...

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Das Naturreservat von Val Cavanata


Das Naturreservat von Val Cavanata („Riserva Naturale della Val Cavanata“) liegt im östlichsten Teil von Grado. Es wurde einst gestaut und hatte dabei regulierbare Ab- und Zuflüsse, die mit dem Meer verbunden waren. Das Valle da Pesca (Fischertal; vom Lateinischen vallum, was Schutz, Mauer oder Wall bedeutet) wurde noch bis 1995 aktiv genutzt. Es handelt sich beim Valle da Pesca um ein geteiltes Lagunengebiet, bestehend aus einer offenen und einer eingezäunten Lagune. Heute markieren diese Einzäunung Pfosten und Dämme, in denen „Vallicoltura“ (eine Form der umfangreichen Teichwirtschaft) betrieben wird. Die „Vallicoltura“ nutzt die natürliche Tendenz der Jungfische (Fische in Jungstadien, die für die erneute Bestandsaufstockung genutzt werden), im Frühling vom offenen Meer in Richtung der Gewässer der Lagune stromaufwärts schwimmen, wie auch die zweite Tendenz der ausgewachsenen Fische, im Herbst zur Fortpflanzung wieder zurück ins Meer zu schwimmen. Die Abwanderung der Fische aus dem Valle da Pesca wurde den Tieren durch ein Gittersystem verwehrt. Bei diesem sogenannten „lavoriere“ handelt es sich um eine Art Trichter, der einst für Hauskonstruktionen aus Sumpfschilf verwendet wurde. Das System sperrte die Fische in ein zentrales Becken ein, aus dem man sie anschließend leicht fischen konnte. Diese antike Praxis wurde bereits in Dokumenten des 11. Jahrhunderts erwähnt, allerdings dürfte sie an sich noch wesentlich älter sein. In der Antike wurden die Täler, die auch als Jagd- und Wildgehege fungierten, von Adligen und Mönchen heimgesucht. Sie verpachteten diese Gebiete an die sogenannten Vallesani (Pächter). Aufgrund der Wälle und Dämme, die die Wirkung der Gezeiten und die Ausbreitung von umweltschädlichen Verunreinigungen von außen ausschlossen, ist das Valle da Pesca - trotz der Tatsache, dass es künstlich erschaffen wurde - von fundamentaler Bedeutung für die Erhaltung des Ökosystems der Lagune. Zudem stellt es auch einen idealen Lebensraum für verschiedene Arten von Sumpfvögeln dar. Das „Riserva Naturale della Val Cavanata“ fungierte bis ins Jahre 1995 als „Valle da Pesca“ und wurde dann erst in ein regionales Naturschutzgebiet umgewandelt. Heute beherberg die Lagune von Grado es mit 250 Hektar Land eines der größten „Valli da Pesca“, auch wenn nur ein Teil des Gebiets ein solches „Valle“ darstellt. Das Naturschutzreservat wurde in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts im Lagunengebiet errichtet, daraufhin folgten Ausbesserungsarbeiten durch das faschistische Regime. Die eigentlichen Arbeiten begannen dann im Jahre 1933 und endeten im Jahr 1941. Die Pläne der Agrartransformation wurden erst zwischen 1936 und 1943 realisiert. Der Kriegsausbruch verhinderte eine weitere Entwicklung, wodurch zunächst viele Projekte nur auf dem Papier bestanden. Die Zurückgewinnung von Fossalon (dem Gebiet von Grado, in dem sich auch das „Valle“befindet) wurde als Ansiedlungsgebiet für einen Teil der Flüchtlinge ausgewählt, die nach dem Londoner Memorandum von 1954 aus der „Zone B“ des Freien Territoriums in Triest kamen. Die italienische Regierung begrüßte das Projekt „Ente Nazione Tre Venezie“, das mehrere hundert Familien von Exilanten, die den ländlichen Norden Istriens verlassen hatten, hier unterbrachte. Die ersten Ankömmlinge wurden dabei in den zwei Jahren 1943-44 aufgezeichnet. In der Lagune kamen die zuerst Evakuierte aus Zara an, einer Stadt, die heftig von den Bombardements der Alliierten betroffen war. Anschließend gab es dann auch andere Anlaufstellen. Zwischen 1947 und 1949 kam der Großteil der Personen aus Pula, vom Fluss und von anderen südlichen und westlichen Städten Istriens, beziehungsweise aus den an Jugoslawien abgetretenen Gebieten. Zu den größten Gemeinden gehörte Rovinj (mit mehr als 200 Personen), Poreč, Vrsar, Fažana und Labin. Grado wurde damals ausgewählt, da es geographisch sehr nah an Istrien liegt, und auch weil es ein charakteristisches Küstengebiet darstellt. Grado teilte in den vergangenen Jahrhunderten stets die Kultur Venetiens, die gleichen Werte, die gleichen Sitten und Gebräuche, sowie die gleiche politische Geschichte. Diese kulturelle, religiöse und linguistische Nähe begünstigte die Aufnahme der Exilanten in das soziale Gefüge der Stadt. Darüber hinaus betrieb ein erheblicher Teil der Bevölkerung der istrischen Küste ebenfalls Fischerei und konnte auch hier dieser traditionellen Aktivität weiter nachgehen. Einige dieser Flüchtlingsfamilien ließen sich in den ländlichen Gebieten von Fossalon nieder, wo insgesamt 142 Einheiten Landgut mit einer Fläche von jeweils 5 Hektar erhielten, während 12 weitere Einheiten eine doppelt so große Fläche bekamen. Die östlichen Teile der Lagune von Grado waren bis zur ersten Nachkriegszeit sumpfig, gesundheitsschädlich und stark von Malaria belastet. Mit der Befreiung wurden im Gebiet zwischen Meer, Isonzato, Punta Sdobba und den Kanälen Zemole, Primeo und Cucchini Landtransformationen durchgeführt. Anschließend wurde das Gebiet auf den Namen „Bonifica della Vittoria“ („Kultivierung des Sieges“) getauft.
In den fünfziger Jahren stellte man die Landschaftsarbeiten in den Nordgebieten des „Valle“ fertig, wodurch sich die Fläche drastisch verkleinerte, vergleichbar mit ihrer heutigen Dimensionen. Nach den Überschwemmungen von 1965 und 1966 wurde der Meeresdamm verstärkt, der Cavanata Kanal geschlossen und der heutige Strand fertiggestellt. Das „Valle“ ist von Schilf, Binsen, Teichen, kleinen Inseln und begrenzten Erweiterungen des Trockenlands gekennzeichnet, das von einer dichten Vegetation bedeckt ist. Hier findet die Stockente Unterschlupf und Nistplätze. Neben diesen Arten kommen hier auch die Krickente, die Knäkente, die Möwe, die Mittelmeermöwe und die Graugans (Vorfahre aller Hausgänse und Symbol des Vorrats) vor, die damals eingeführt und mittlerweile mit mehr als 100 Exemplaren im Gebiet ansässig ist. Um die Vögel, die sich während der Wanderperioden zu tausenden zusammenschließen und dabei mehr als 260 verschiedene Arten aufweisen, nicht zu stören, kann man das „Valle“ nicht durchqueren. Es lässt sich allerdings angesichts seiner geringen Größe bestens von der an ihm entlangführenden Straße aus beobachten. Die Präsenz verschiedener Vegetationen im Reservat zwischen Meer und Festland (Lagunen, Strände, Wälder, Gräser, Teichen und dem „Valle da Pesca“) macht den Besuch zu einem interessanten und abwechslungsreichen Erlebnis, insbesondere für passionierte Vogelbeobachter. Ausgehend vom Besucherzentrum kann man zwei verschiedene Hauptrouten nehmen. Die erste ist der Pfad vom „Valle“ aus, der zur Sternwarte führt und von wo aus man das ehemalige „Valle da Pesca“ bestaunen kann, sowie die Schwärme von Wasservögeln, die in den Gewässern halt machen. Geht man weiter so gelangt man zum „lavoriere“, das sich in der Nähe des Primero-Kanals befindet und zugleich die Grenze des Reservats darstellt. Es besteht aus Holz und Sumpfschilf, der ursprünglich zum Fischfang eingesetzt wurde. Der zweite Pfad beginnt ebenfalls am Besucherzentrum, führt aber der mit Bäumen bestückten Straße entlang, die dem Kanal Averto folgt, einst Zweig des Flusses Isonzo. Er führt dann weiter bis an die Küste. Hier führen zahlreiche Stufen aus Beton den Damm entlang hinauf. Vor allem an klaren Tagen kann man hier ein prächtiges Panorama des imposanten Golf von Triest und der Küste Istriens bestaunen. Jenseits des Tores, von dem aus sich die wilden Strände bewundern lassen, erreicht man das „Casa Spina“ mit seinem ausgezeichneten Ausblick auf den Fischerteich. Ein Stückchen weiter befindet sich ein Turm, auf dem sich das leistungsstarke Wetterradar OSMER (Osservatorio Meteorologico Regionale) befindet, das den Himmel nach Störungen absucht.


Die Lagune von Grado


Die Lagune von Grado erstreckt sich von Fossalon di Grado bis zur Insel Anfora und liegt auf Höhe der Flussmündungen des Ausa und des Corno. Sie nimmt eine Fläche von ca. 90 km²...

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Die Lagune von Grado


Die Lagune von Grado erstreckt sich von Fossalon di Grado bis zur Insel Anfora und liegt auf Höhe der Flussmündungen des Ausa und des Corno. Sie nimmt eine Fläche von ca. 90 km² ein und ist in einen östlichen Sektor (palù de sora) und einen westlichen Sektor (palù de soto) gegliedert. Beide Bereiche teilt eine Talsperre, die zugleich die Straße zwischen Grado und dem Festland darstellt.
Die Geschichte von Grado ist strikt mit der von Aquileia und dessen Flusshafen verknüpft, der einst aus dem Flussufer von Akilis-Natisone entstand. Vom heutigen Standpunkt aus betrachtet präsentierte die Lagune damals ein komplett anderes Erscheinungsbild, das vielmehr einem mit Kanälen durchpflügten Ackerland glich. Sie war Teil des großen Hafensystems von Aquileia und bildete den Landeplatz, auf welchem Handelsschiffe ihre Handelswaren auf kleinere Schiffe umschlugen. Diese kleineren Schiffe fuhren dann auf dem Natisone bis zu den römischen Metropolen flussaufwärts.
Als Grado im Jahre 568 nach der Invasion der Langobarden zum Sitz des Patriarchates von Aquileia wurde, nahm es eine Spitzenposition in den Bereichen Politik und Religion ein. Diese wurde durch die Konstruktion der majestätischen Basiliken von Sankt Eufemia (Sant’Eufemia) und Sankt Maria delle Grazie - beide Ende des 6. Jahrhunderts erbaut - weiterhin bestärkt. Die wachsende Bedeutung Venedigs als dominantes Zentrum von Venetien führte dann zum langsamen Niedergang der Insel, die sich letztendlich in einen armen Fischerort verwandelte. Mit dem „Frieden von Campo Formio“ (1797) trat Grado dann in die Domäne der Habsburger ein und erweckte in einem langsamen, aber konstanten Prozess erneut zum Leben: Anfang des 20. Jahrhunderts war es bereits ein sehr geschätztes Seebad und der Ausflugsort berühmter Persönlichkeiten. So besuchten Personen wie Freud und Pirandello das Seebad, aber auch unzählige Repräsentanten des Habsburger Hochadels hielten sich hier für Bäder und Besuche der maritimen Termen auf. Anschließend wurde der Damm mit der Promenade am Meer und ein charakteristischer, kleiner interner Hafen errichtet. Im Jahre 1936 wurde Grado durch eine Brücke mit dem Festland verbunden und durchbrach damit seine jahrhundertelange Isolation. Aufgrund der Straße des Erddammes von Grado, die bis zum Festland führt, ist die Lagune von Grado ist in zwei fast voneinander unabhängige Zonen unterteilt: die „Palù de sora“ (östliche Zone) und die „Palù de Soto“ (westliche Zone). Die westliche Zone ist durch ihre Größe und Weite und ihre beachtlichen Wasserräume gekennzeichnet. Demgegenüber weist die östliche Zone tiefere Eingrabungen und Kanäle auf. Die „Palù de Soto“ hat eine lange Geschichte, von der viele archäologische Entdeckungen und die auf den Hauptinseln erbauten Monumente entlang der Kanäle zeugen. Im Spätsommer des Jahres 1986 fand ein Fischer aus Marano Lagunare zwischen Grado und Marano Bruchstücke von Amphoren im offenen Meer. Es handelte sich hierbei um die ersten Fundstücke eines antiken, römischen Schiffes (ein Handelsschiff mit einer Länge von ca. 13 Metern und einer Breite von 6 Metern, das aus dem 2. Jhd. n. Chr. stammte). Die sogenannte Iulia Felix war in der Lagune mit ihrer gesamten Ladung an Amphoren versunken, die wiederum Produkte zur Fischverarbeitung enthielten. Die kleine Insel von San Pietro d’Orio weist Spuren eines antiken römischen Tempels auf, der hier einst für den Gott Apollo-Beleno errichtet wurde. Diese Gottheit wurde besonders von den Einwohnern der Stadt Aquileia verehrt. Auf dieser Insel errichteten Benediktiner dann in den folgenden Jahrhunderten ein Mönchskloster, das fast 1000 Jahre aktiv war, dann aber zusammen mit der gesamten Insel an Bedeutung verlor und zunehmend vom Vorrücken des Meeres bedroht war. Die Insel von Gorgo (früher Santi Cosma e Damiano), die noch immer durch eine alte römische Straße, die Aquileia mit Grado vereinte, mit dem Festland verbunden ist und auf der sich viele Überreste aus römischer Zeit (z.B. Spuren von Böden und Kapitellen von Patrizierhäusern) finden lassen, konzentriert sich auch heute noch auf die Landwirtschaft, sowie auf die Pferde- und Ziegenzucht. San Giuliano, wo sich im 9. Jahrhundert ein Kloster und viele Überreste römischer Villen befand, gehörte zu den Badeorten („balneari“) vieler reicher Geschäftsmänner aus Aquileia, die hier für einen gewissen Zeitraum den Sorgen und Verpflichtungen der großen Städte entflohen. Große Städte, wie es einst auch Aquileia war, erstickten zu jener Zeit im Sommer förmlich in Hitze und Staub. Im Pinienwald von San Marco, mit seiner Frische im Sommer, und auf der Insel Ara Storta, einer großen Insel, die sich der Fischzucht widmete, wurden gemäß einer Legende Knochen von Menschen mit einer Größe von über 2 Metern gefunden, die von der Anwesenheit von Kriegern -vermutlich keltischen Ursprung - in früheren Epochen zeugen. Die Isola dei Beli, mit ihren schönen alten Bäumen und einer wunderbaren Wildnis, ist das Zuhause tausender Vögel. Die Insel hat außerdem eine uralte Geschichte. Sie erzählt von Hexerei, die auf diejenigen zukam, die die Arbeit der Männer störten oder sich erlaubten, in deren Fischfanggebiete einzudringen. Man sagte, dass die alte Bela, klein und faltig und in Schwarz gekleidet, die Macht hatte, andere zu verfluchen und dass diese Flüche auch immer wahr wurden. Die westlichste Insel ist die Insel Anfora, deren Name sich von der großen Menge an Keramik und Amphoren ableitet, die aus den vielen Schiffswracks vergangener Zeiten stammen. Diese hatte im Jahre 1866 eine große strategische Bedeutung als Grenze zwischen Italien und dem Kaiserreich Österreich-Ungarn. Hier gab es aus diesem Grund auch eine kleine Kaserne. Heute befindet auf der Insel allerdings nur noch der kleine Ort Porto Buso. Die Insel beherbergt außerdem einige verbliebene große Häuser dieses Teils der Lagune, wovon es eines durch Pier Paolo Pasolini im Jahre 1974 mit dem Film „Medea“ in die Kinogeschichte schaffte. In den Häusern, die zum Symbol der Lagune wurden, lebten einst viele Fischer, die diese mit knappen und schlechten Baumaterialien, die sie vor Ort vorfanden, errichteten: aus Holzstöcken und –stämmen in verschiedenen Größen, Schilf, Stroh und Korbwaren. In nur einem einzigen Zimmer befindet sich jeweils eine Feuerstelle („fogon“), ihre Türen sind zum Westen hin gerichtet, um sie vor der „Bora“ (dem kalten Wind aus Richtung Osten) zu schützen.
Die östliche Lagune (palù de sora) stellt die jüngste und diejenige mit geringster Tiefe dar. Nach der Trockenlegung des Gebietes von Fossalon in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, hat sich ihre Oberfläche fast halbiert. Im Vergleich zur westlichen Lagune ist sie weniger reich an Inseln. Eine dieser ist jedoch die vollständig urbanisierte Insel Schiusa, die mit Grado durch zwei Brücken verbunden ist.
Die Hauptinsel ist die Insel Barbana, die seit circa 1500 Jahren eine antikes Heiligtum pflegt und ständig von einer Gemeinschaft von Franziskanern bewohnt wurde. Zu römischer Zeit wurden die Schiffe dort zur „Quarantäne“ aufgehalten bevor sie die Waren in den Hafen von Aquileia bringen durften. Zudem besagt eine Legende, dass hier die erste Wallfahrtskirche für den Patriarchen von Aquileia, Elia, im Jahre 582 erbaut wurde, nach dem Fund einer Mariastatue auf der Insel. Diese Statue wurde damals nach dem Wirbelsturm, der auf Grado wütete, in der Nähe der Unterkünfte der Einwohner von Barbanos (der Ort, der die Insel zu ihrem Namen brachte) und Tiralessos gefunden. Der Maria werden dabei verschiedene Attribute zugeschrieben, wie zum Beispiel Rettungen auf hoher See und in den Lagunen. Seit 1237 geht die Gemeinde von Grado jeden ersten Sonntag im Juli zu einer Prozession an Bord festlich geschmückter Schiffe. Diese fahren zur Insel von Barbana, um dort das antike Gelübde vor der Maria, die damals außerdem das Land vor der Pest rettete, neuabzulegen. All dies geht zurück auf den Patriarchen von Grado, Leonardo Querini, der die Familienväter hier einberief und beschloss, dieses Gelübde vor der Maria abzulegen. Es sieht vor, dass jedes Jahr und in bis in alle Ewigkeit, mindestens eine Person jeder Familie von Grado der Prozession beiwohnt. Dabei sollen sie stets den Weg über die Lagune bis hin zur Insel beschreiten und Maria von Barbana um Vergebung („perdòn“) bitten.
Die Wohlfahrtskirche wurde 1926 restauriert. Schon aus weiter Ferne den hohen Glockenturm erkennen, der zugleich auch als Wiedererkennungsmerkmal der Lagune von Grado dient. Die Vegetation des Küstengebiets der Lagune wird heutzutage von Kulturpflanzen dominiert. Sie scheint sich außerdem stark zu verändern. Unter den von Menschen eingeführten Arten findet man den zu 4 Meter hohen Riesenschilf, der einst zum Schutz und der Kultivierung anderer Pflanzenarten angebaut wurde. Sehr typisch sind auch die Kieferwälder an der Küste, die hauptsächlich aus Aleppo-Kiefer, Schwarzkiefer und einigen anderen ansässigen Kiefernarten bestehen. Die typischste Pflanze ist hier der Strandflieder mit seinen violetten Blüten, rosa Blättern und starken Wurzeln. Zwischen den anderen Pflanzen in diesem Gebiet erinnert er stark an die Binse, mit der in der Antike Seile zur Verstärkung der Fischernetze gebaut wurden. In den neu entstandenen Gebieten, z. B. den Fischertälern oder Dammabschnitten, findet man häufig den Küstenwermut vor, eigentlich eine typische Pflanze für trockenere Gebiete.
Der Lebensraum in der Lagune von Grado ist außerdem ideal für Dutzende Arten von Wasservögeln, die dort in Zeiten der Zugwanderungen nisten und rasten, z.B. Graureiher, Blässhuhn, Stockente, Krickente, Knäkente, Kormorane und Möwen, aber auch andere seltene Arten wie der Flamingo und die Große Raubmöwe (auch „Skua“ genannt).
Regelmäßige Fährverbindungen und Motorboote erlauben angenehme Exkursionen in dieses Gebiet und geben Besuchern die Möglichkeit, zahlreiche der vielen Inseln der Lagune zu besichtigen.


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