Kultur, Traditionen, Tourismus


Kultur, Traditionen, Tourismus Der Ursprung des Ortsnamens “Premariacco” liegt im Dunkeln: Einige Wissenschaftler meinen, dass das Suffix “acco” den friaulischen Orten gemein ist, wo ein wichtiger keltischer Einfluss vorlag; andere hingegen vertreten die Ansicht, dass der Ausdruck lateinischer Herkunft sei und mit dem Namen eines lokalen Landbesitzers zusammenhänge.

Die Ursprünge von Premariacco sind mit der Gründung einiger befestigter Siedlungen in der Gegend verbunden, die auf das erste Jahrtausend v. Chr. zurück gehen. Die allmähliche Expansion der Römer, die im Jahr 181 v. Chr. zur Gründung von Aquileia führte, erlaubte schon bald die Errichtung eines engen Straßennetzes für die Verbindungen mit dem Norden und dem Osten. Die Gegend von Premariacco wurde insbesondere von zwei Straßen durchquert: eine mit Nord-Süd-Achse am linken Ufer des Natisone und die andere, die von Südwesten kam und dann auf der rechten Flussseite bis nach Forum Iulii führte.

Der Fluss, die Präsenz der Straßen und die Nähe von Forum Iulii begünstigte die Entstehung zahlreicher Ortschaften, mit der Ansiedlung von Kolonen und römischen Besitzern und beeinflusste die gesamte Gegend um Premariacco, in der man recht häufi g auf römische und langobardische Gräber stößt. Die Tradition berichtet, dass in Premariacco einige bedeutende Persönlichkeiten das Licht der Welt erblickt haben: der erste in chronologischer Reihenfolge war Cornelio Gallo, Krieger, Dichter und lateinischer Literat, der zu Beginn der christlichen Zeit lebte. Von seiner Herkunft zeugt die Existenz einer Familie gleichen Namens und die Entdeckung eines Familiengrabs in der Ortschaft “tombagial”. Der Aufstieg der Langobarden führte zur Neubevölkerung der Gegend und hinterließ zahlreiche Spuren. Im 8. Jahrhundert war eine Bewegung von Kultur und Größe zu verzeichnen. Mit dem Ende der langobardischen Herrschaft durch die Franken unter Karl dem Großen im Jahr 774 wurde S. Paolino (Hl. Paulinus) zum Patriarchen von Aquileia gewählt. Dieser ist die zweite berühmte und wichtige Person aus Premariacco. Er spielte eine herausragende Rolle, war Berater von Karl dem Großen und Vertreter des Papstes bei dem Konzil von Aachen. Wir erinnern an die Proklamation der Unauflöslichkeit der Ehe durch den Hl. Paulinus, die Einführung der Geste der Betkreuzigung, die Definition der Heiligen Dreifaltigkeit und den Kampf gegen die Häresie.

Zwischen 1340 und 1350 kam in Premariacco eine weitere berühmte Persönlichkeit zur Welt: Fiore dei Liberi, Fechtmeister und Vater des methodischen Fechtkampfs. Er verfasste im Jahr 1409, am Hofe der Herren von Ferrara, das Flos duellatorum, die erste Abhandlung zur Fechtkunst, die ursprünglich vorwiegend aus Zeichnungen bestand. Er war fast sicher der Erfinder des “Floretts”, der Waffe, die ihm zu Ehren im Stadtwappen zu finden ist. Das 16. Jahrhundert war für das Gebiet von Premariacco verheerend. n der zweiten Hälfte des Jahrhunderts unterlag die Gegend von Premariacco einer tiefgreifenden demographischen und landwirtschaftlichen Krise, wobei die Hälfte des Ackerlands verlassen wurde. Gerade in dieser Zeit entstand der erste Kern des Gutshofs Rocca Bernarda, gebaut im Jahr 1567, ein Landherrensitz aus zwei separaten Strukturen: das Herrenhaus mit der dem Hl. Bernhard geweihten Kapelle und die dazu gehörenden Bauernhäuser, die auf einer tiefer gelegenen Ebene stehen und das erste Beispiel eines Burgorts mit Herrenhaus im Friaul darstellen. Von hier aus begann die Urbarmachung und die Neuanpfl anzung der Rebsorten “piccolitto” und Ribolla. Nach der Annexion an das Italienische Reich im Jahr 1866 machte sich die Landflucht immer stärker bemerkbar. Während des Ersten Weltkriegs lag Premariacco bis zur Niederlage von Caporetto in den Etappen der italienischen Armee und wurde dann bis Kriegsende besetzt. Nur die Kriegsereignisse unterbrachen die Abwanderung der Bevölkerung.

Bis zum Jahr 1929 gab es die Gemeinden von Ipplis und Orsaria nicht mehr, was zu Gunsten der Gemeinde Premariacco ging. Vom Sommer 1941 bis zum Herbst 1943 war im Ort S. Martino (auch bezeichnet als Campo Marzio), sofort nördlich von Borgo S. Mauro, ein Gefangenlager eingerichtet. Hier wurden vorwiegend englische, australische und neuseeländische Gefangene interniert, die in Nordafrika gefangen worden waren. Sichtbare Zeichen sind hiervon die Kirche von S. Martino, eine Erweiterung der kleinen Kirche aus dem 15. Jahrhundert die durch die katholischen Internierten; die Entstehung einiger Baracken und Unterkünfte; die umliegenden Häuser, die auf der Grundlage einiger Gebäude des Lagers errichtet und anschließend erweitert und umgebaut wurden. Um die Mitte der 50er Jahre wurde im Zuge der Teilung Europas nach dem Ende des Weltkriegs in zwei gegnerische Blöcke der “Eiserne Vorhang” errichtet, der auch Auswirkungen auf das Gebiet der Gemeinde hatte. Die Besatzung der Festungsbauten wurde dem 120. Infanterie-Bataillon “Fornovo” mit Sitz in Ipplis anvertraut. Der Zuständigkeitsbereich umfasste die gesamte Zone östlich des Flusses Natisone. Der Zusammenbruch des Sowjetblocks und die Auflösung des Warschauer Pakts Ende der 80er Jahre führten zur Auflösung der Grenzabteilungen.

Die Nachkriegszeit zeichnete sich durch eine vorwiegend landwirtschaftlich geprägte Wirtschaft aus. Im Gutshof Rocca Bernarda kam es nach langen Jahren der Auswahl dieser delikaten Rebsorte durch die Familie Perusini zur Wiedergeburt des “Picolit”. Anschließend war eine schnelle wirtschaftliche Entwicklung zu verzeichnen, die insbesondere mit der Holzverarbeitung und der wachsenden Weinerzeugung einher ging. Nicht weniger wichtig sind die Kirchen, die quer in diesem Gebiet verstreut sind und in denen wir Spuren unserer Geschichte finden können mit im Rahmen der friaulischen Malerei bedeutenden Freskenzyklen: die dem Hl. Papst Silvester geweihte Pfarrkirche, die Kirche von S. Mauro in Firmano, der Kirche von S. Giovanni Battista (Johannes dem Täufer), in der Kirche von Azzano, die Pfarrkirche von Orsaria, die kleine Kirche der Hl. Ilario und Taziano von Paderno d’Orsaria und viele mehr.