
Eine Gegend schönen Traditionen
Die befestigte Stadt Venzone liegt am Fuß der Julischen Voralpen am Fluss
Tagliamento. Venzone war in der Antike und im Mittelalter eine wichtige Zollstation
für den Güterverkehr mit dem Norden und befindet sich heute nahe der Grenze
zu Österreich und Slowenien. Der Ortsname stammt mit Sicherheit von "av-au",
"Flusslauf" ab, und bezieht sich somit auf den Venzonassa Bach (von der Altstadt
weg kann man die spektakuläre Schlucht dieses Baches hinauf spazieren).
Erstmals schriftlich erwähnt wurde Venzone in einem Dokument aus dem Jahr 923,
in dem die "Clausas de Abincione" (Schleusen von Venzone)genannt werden; besiedelt war der Ort
aber gewiss schon im späten VII. Jahrhundert. Um die Stadt zu schützen errichtete man im Jahr 1258
eine doppelte Stadtmauer, die etwa 1300 m lang war und sechzehn Wachtürme hatte. Diese Mauer
ist ein wahres Meisterwerk der mittelalterlichen Befestigungsbaukunst und einmalig in ganz Friaul.
Zu jener Zeit (XIII. – XV. Jahrhundert) erlebte Venzone eine wahre Blütezeit.
Jüdische und aus Siena,
Florenz und dem Norden stammende Händler und Bankiers brachten nicht nur ihre Waren, sondern
auch das künstlerische und kulturelle Reichtum ihrer Heimat nach Venzone. Im Jahr 1420 wurde die
Stadt der Venetischen Republik angeschlossen, behielt aber ihre Rechte und Privilegien bei. Zu jener
Zeit begann jedoch der langsame Niedergang, denn das Land war Schauplatz eines langen Krieges
zwischen der Republik Venetien und Österreich und der Handel wählte andere Routen.
Zwischen Mai und September 1976 zerstörten ein Erdbeben und mehrere Nachbeben Venzone und
ganz Friaul.
Dank eines aufmerksamen und vorbildhaften Wiederaufbaus, bei dem die geretteten
Elemente wieder wie ursprünglich zusammengesetzt und die zerstörten originalgetreu nachgebaut
wurden, sind heute Denkmäler, die Stadtmauer und der Dom erhalten. Letzteren musste man
Stein für Stein wiederaufbauen. Und auch die Häuser hat man wiedererrichtet und konnte so das
gesamte ursprüngliche Stadtbild erhalten. Um mehr über das Erdbeben von 1976 und alle damit
in Zusammenhang stehenden technischen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Aspekte zu
erfahren, empfehlen wir einen Besuch im Museum “Tiere Motus. Geschichte eines Erdbebens und
seiner Menschen”. Dort befindet sich unter anderem eine Anlage zur Simulation von Erdstößen
und die Besucher können somit das Beben vom 6. Mai realistisch nacherleben. Hoch über die Stadt
erhebt sich der romanisch-gotische Dom. Eine Zusammenfassung all dessen findet man im zweiten
Stock im Palazzo Orgnani-Martina, wo die permanente Ausstellung “Wälder, Menschen, Wirtschaft
in Friaul Julisch Venetien“ untergebracht ist. Die Ausstellung illustriert alle Aspekte des Ökosystems
Wald, mit Sektionen über die Geschichte und Entwicklung der Forste, über die Fauna, die Funktionen
und die Nutzung der Wälder. Unbedingt dabei sein sollte man beim Kürbisfest (Festa della Zucca)
am vierten Oktoberwochenende. An diesen zwei Festtagen ist der Kürbis der unumstrittene
Hauptdarsteller, und die Stadt zeigt ihren ganzen Zauber und ihre Geschichte. Die Straßen und
Gassen werden mit Fackeln erleuchtet, und auf den Straßen tummeln sich Edle, Ritter, Burgdamen,
Handwerker und Händler. Untermalt wird die historische Feier mit mittelalterlicher Musik, mit
Tanz und mit der Kunst und dem Spiel der Hofnarren, Fahnenträger, Akrobaten, Feuerfresser und
Messerschlucker. Besonders zu empfehlen sind außerdem die kulinarischen Kostbarkeiten, wie zum
Beispiel Kürbis-Gnocchi, Kürbissuppe und Süßspeisen mit Kürbis.
Übrigens: Im Jahr 1957 fanden in
Venzone die Dreharbeiten für den Film "In einem anderen Land" ("A farewell to arms") statt, dessen
Drehbuch auf dem gleichnamigen Roman von E. Hemingway basiert. Dabei mitgewirkt haben Rock
Hudson, Alberto Sordi und Vittorio de Sica. Und im Jahr 1959 entstand der Film “Man nannte es den
ßen Krieg“, ein Meisterwerk von Mario Monicelli mit Vittorio Gassman und Alberto Sordi.
Gemeinde offiziellen Website: www.comunedivenzone.it
