Bassano del Grappa
Im Verlauf des Ersten Weltkriegs, besonders nach der Niederlage von Karfreit, wurde die Stadt Bassano immer mehr in den Konflikt verwickelt: Mehr als 7.000 Menschen flüchteten aus Angst vor einer Bombardierung und dem weiteren Vormarsch der österreichisch-ungarischen Truppen. Letztere gelangten jedoch nur bis einige Kilometer vor der Stadt. Durch den Widerstand der Soldaten vor dem Monte Grappa gelang es ihnen nicht, Bassano zu erobern. Dies kostete Italien etwa 22 000 Tote und ca. 50 000 Verletzte, Gefangene und Vermisste.
Im Jahr 1928 wurde Bassano zu Bassano del Grappa in Erinnerung an den Berg, auf dem im letzten blutigen Kriegsjahr gekämpft wurde.
Im Inneren der Villa Ca 'Erizzo am Ufer des Flusses Brenta entstand das Historische Museum des Ersten Weltkriegs. Das prachtvolle Gebäude des 14. Jahrhunderts war im Jahr 1918 Sitz der 1. Sektion des Roten Kreuzes gewesen.
Die Besonderheit dieses plakativen Museums sind seine Zeugnisse über die Intervention der Vereinigten Staaten, die einzigartig in ganz Italien sind. In den fünf Räumen, aus denen sich das Museum zusammensetzt, wurde unterschiedliches Material (meist Fotomaterial) zusammengetragen. Es zeigt, dass sich die US-Beteiligung nicht nur auf die freiwillige medizinische Unterstützung beschränkte, sondern dass die Amerikaner auch auf Seiten der Italiener im letzten Kriegsjahr kämpfen. Große Platten mit historischen Erklärungen, Fotos und Dokumentationen, die es in ähnlichen Museen nicht gibt in dieser Form, erinnern an die wichtigsten Phasen des Krieges und der zunehmenden Beteiligung der amerikanischen Truppen. Sie beleuchten die Rolle des ARC (American Red Cross) im Ersten Weltkrieg, dem Rettungsdienst an der Spitze des Gebirgsmassivs, die Unterbringungen des ARC auf der Etappe und zeigen Zeugnisse über die Beziehung der US-Soldaten zur italienischen Bevölkerung.
Die Eingangshalle ist Ernest Hemingway gewidmet, einem der berühmtesten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, der im Ersten Weltkrieg Mitglied des ARC gewesen war. Ein weiterer Teil widmet sich der Beteiligung der amerikanischen Luftwaffe mit ihrem Kommandanten Fiorello La Guardia, einem Amerikaner mit italienischen Wurzeln, der nach dem Krieg als Bürgermeister von New York berühmt wurde.
Die Geschichte der Brücke von Bassano, auch als „Alte Brücke“ oder „Brücke der Alpini“ bekannt, beginnt lange vor dem Großen Krieg. Im Jahre 1209 erbaut und durch die Überschwemmungen in Oktober 1567 weggerissen, wurde sie zwei Jahre später von Andrea Palladio in Holz wieder aufgebaut, so dass sie flexibel genug war, dem ungestümen Flusses Brenta entgegenzuwirken. Die Konstruktion von großer visueller Wirkung ruht auf vier Holzmasten, die in einem Dreieck angelegt sind. Sie ist entlang des Wasserstroms ausgerichtet und durch ein Dach abgedeckt. Während des Ersten Weltkriegs passierten die italienischen Truppen unter General Luigi Cadorna die berühmte Brücke zur Verteidigung der Territorien der Hochebene der Sieben Gemeinden. Es war genau auf dieser Brücke, wo ein unbekannter Soldat zum Dichter wurde und auch die Liebesgeschichte, die das Lied „Auf der Brücke von Bassano“ erzählt, wurde zu einem Symbol der Alpenkriege Italiens.
Nach dem ersten Weltkrieg wurden auf den Friedhöfen an den Ausläufern des Monte Grappa viele Soldaten provisorisch bestattet, für die aber noch eine endgültige Regelung getroffen werden sollte. Der Dom, der die Piazzale Cadorna dominiert, ist eine imposante neugotische Konstruktion aus rotem Backstein, die aus dem frühen 20. Jahrhundert stammt. Mit einem doppelten Glockenturm und einer Fassade aus Zinnen wurde der Dom als Ossarium verwendet. Seine Einweihung fand am 13. Mai 1934 in Anwesenheit des Kronprinzen Umberto di Savoia statt. Im Inneren befinden sich die Überreste von 5405 Soldaten. 236 dieser Gräber sind geschmückt; sie waren in den 30er Jahren aus den zahlreichen Friedhöfe an den Hängen des Grappa-Massivs hierher gebracht wurden. In der Krypta gibt es weitere 1 136 Grabstätten, unter diesen auch der Sarkophag von Umberto von Savoia-Aosta, der im Oktober 1918 in Crespano, einem Dorf an den Hängen des Monte Grappa, an der Spanischen Grippe starb.
Das Museum der Alpenjäger („Alpini“), nicht weit entfernt von der Ponte Vecchio entfernt, umfasst nicht nur eine Sammlung historischer Reliquien, sondern bietet außerdem Einblick in das militärische Leben während der Kriege des 20. Jahrhunderts. Relikte des Ersten Weltkriegs, Ausgrabungen der Hochebene von Asiago und Spenden, wie Stacheldraht, Helme, Fliegerbomben, Granatensplitter und Seitengewehre und Erinnerungsstücke des Lebens und der Taten der Alpini während des Ersten und Zweiten Weltkriegs sind hier ausgestellt. Außerdem gibt es viele interessante alte Fotografien zu sehen, darüber hinaus Manuskripte, Briefe und einige Dokumente, die D'Annunzio aus Wien bei einem berühmten Überflug abgeworfen hatte.
Das Nationaldenkmal der Jungen von 1899 („Ragazzi del ’99“), im Oktober 1974 eingeweiht, wurde auf die Initiative eines Nationalkomitees hin von Ex-Soldaten derselben Klasse errichtet. Das Denkmal besteht aus einer fast 4 Meter hohen Bronzestatue, das einen Infanteristen im Marsch mit Helm und Gewehr auf der Schulter zeigt, der mit seinen linken Arm auf den Monte Grappa weist.
Hinter ihm befindet sich ein großes Bronzerelief, das die wichtigsten Monumente der letzten Kriegsjahre zeigt, ein bisschen weiter dahinter eine weitere kleinere Statue, die die Frontlinie und die Orte der wichtigsten Schlachten rekonstruiert.
Während des Ersten Weltkrieges war der Name „Jungen von ‘99” die Bezeichnung für die wehrpflichtigen jungen Männer, die im Jahr 1917 achtzehn geworden waren und damit auf dem Schlachtfeld eingesetzt werden konnten als letzte Maßnahme, durch die die italienische Armee auf 270.000 Kinder innerhalb der 108 Bataillonen der Schusslinie kam. Die ersten Jungen wurden in den Tagen nach der Schlacht von Karfreit an die Front geschickt als sie noch nicht einmal das 18. Lebensjahr erreicht hatten. Diese noch sehr jungen Rekruten verstärkten die Truppen am Piave und am Grappa und trugen somit wesentlich zur Wiedereroberung des Gebiets durch Italien in der Schlacht von Vittorio Veneto bei, die schließlich den Krieg beendete.
Ich habe sie gesehen, die Jungen von '99, sie marschierten singend an der Spitze. Ich habe sie in aufgestellter Schar zurückkehren sehen - sie sangen noch immer! (Armando Diaz, Oberstabchef der königlichen Armee).
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